Irm Schoffers
Die Fotografin Irm Schoffers ist am 15. Juni 1997 siebzig Jahre alt geworden.
Irm Schoffers Arbeit ist eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem fotografischen Experiment, ihr eigentliches Versuchsfeld ist die
Dunkelkammer. Ausgangspunkt ihrer unablässigen Suche nach neuen Ausdrucksformen sind vorhandene, realitätsnahe Fotografien
mit durchaus profanen Motiven, die sie weiterentwickelt oder umgestaltet. Die diffizile grafische Verfremdung demonstriert die in der
Materialität des Mediums liegenden Ausdrucksweisen (Überblendung, Solarisation, Umkopierung, Relieftechnik) auf
vielfältige Art. Mit vergleichsweise einfachen Mitteln, wie Spiegelungen, schafft sie gegenstandslos wirkende, räumliche
Strukturen, die traditionelle Sehgewohnheiten irritieren. Vor allem mit ihren auf direktem Wege, d.h. ohne Einsatz der
Kamera belichteten Alltagsgegenständen, erzeugt sie visuelle Innovationen. An die Grenzen der Fotografie stoßen ihre polarisierten
kristallinen Farbfotogramme, deren Oberflächenformationen an mikroskopische Vergrößerungen erinnern.
Die gebürtige Frankfurterin kommt über ihre medizinisch-technische Ausbildung bereits in den späten 40er Jahren mit der
Dunkelkammerarbeit in Kontakt, die sie sofort fasziniert. Doch erst 10 Jahre später entschließt sie sich Fotografin zu
werden, holt dann aber in Riesenschritten alles nach. Sie lernt die experimentell orientierte Marta Hoepffner kennen,
von der sie stark beeinflußt wird und erwirbt in kurzer Zeit wichtige experimentelle Kenntnisse. Irm Schoffers absolviert die
zweijährige Ausbildung an der bekannten Foto-Privatschule der Marta Hoepffner in Hofheim, deren schulisches Konzept die Verbindung
künstlerischer und handwerklicher Fähigkeiten propagierte. Anschließend verbleibt sie an der Schule bis zur Schließung
1975. Als Lehrkraft und Teilhaberin ergänzt sie den Unterricht um neue fotografische Techniken sowie die Schmalfilmgestaltung mit
Licht- und Tonexperimenten.
Irm Schoffers lebt seit 1971 in Kressbronn am Bodensee. Die dortige Kulturgemeinde widmete ihr in der Galerie Lände die Ausstellung
"Natur- und Kunstlandschaften in der Fotografie" mit einer Auswahl von Irm Schoffers' frühen Landschaften, zusammen mit Werken von
Marta Hoepffner, die vom 5. Juli bis 16. August 1997 zu besichtigen war.
Fotos von Irm Schoffers
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Kreiskombination Fischer, 1966. Kreissegmentmontage
Mainsilhouette, 1950/59. Dia-Solarisation
Pueblo antiguo, 1960. Kontrastfoto
Canale grande, 1960. Solarisation
"Spiegelspiel", 1967. Gespiegelte Montage, solarisiert
Marta Hoepffner (1912 - 2000)
Marta Hoepffner - zum 85. Geburtstag : Frühe Landschaften
"Die Fotografie als Darstellungskunst ist nicht eine einfache Naturkopie". Mit diesen Worten von Moholy-Nagy, dem Pionier der experimentellen
Fotografie, läßt sich das künstlerische Anliegen der 1912 geborenen
Marta Hoepffner in treffender Weise beschreiben. Marta Hoepffner, die große Dame der experimentellen Fotografie, hat mit ihren Arbeiten
einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der bildschöpferischen Fotografie geleistet. Bekanntheit erlangt sie vor allem durch ihre
während der nationalsozialistischen Diktatur entstandenen Solarisationen, Relieffotografien und Negativbilder, durch ihre nach dem
Krieg geschaffenen kameralosen Fotografien und abstrakten Arbeiten sowie durch ihre seit Mitte der 60er Jahre konzipierten, die
Grenzen der Fotografie überschreitenden, variochromatischen Lichtobjekte.
Die Konstanzer Galerie für Fotografie präsentiert Marta Hoepffner derzeit jedoch in einem anderen Licht. Anläßlich ihres
85. Geburtstages stellt die Galerie eine Auswahl von Landschaftsaufnahmen vor und zeigt damit einen bisher wenig bekannten Schaffensbereich
der Fotografin.
Marta Hoepffner bewegt sich bei diesen Arbeiten zwischen der getreuen Wiedergabe von Natur und der Schaffung von artifiziellen Wirklichkeiten.
Die erste der insgesamt vier Gruppen umfaßt stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen. Die Bilder aus den 30er Jahren zeigen Meer, Watt und
Berge. Die realitätsnahen Fotografien lassen erst durch den strengen Bildaufbau, die grafischen Komponenten und den manipulativen
Einsatz des Lichtes auf die Herkunft von Marta Hoepffner schließen.
Die zweite Gruppe, verfremdete Landschaften von Schluchten, Häusern, Gärten, Bäumen und Bergen, ensteht ebenfalls auf Reisen
(1950- 1960, Tessin, Italien und Südfrankreich). Hier ist die grafische Komponente auffälliger und formale Prinzipien dominieren das
Bild. Die Bildinhalte sind der Form untergeordnet und die gegebene Wirklichkeit dient nur als Ausgangsmaterial. Die eigentliche Arbeit
besteht in der Verfremdung der Originalaufnahmen mittels verschiedener Techniken und findet in der Dunkelkammer statt, denn Marta Hoepffner
versucht, die vielfältigen Möglichkeiten auzuschöpfen, die in der Materialität der Fotografie liegen.
Zur dritten Gruppe zählen die abstrakten Formen der Natur aus den
30er und 40er Jahren. Mit einem sicheren Blick für Harmonie fotografiert Marta Hoepffner Sand, Holz, Bäume und auch Gewebe. Der
extreme Bildausschnitt läßt nicht mehr erkennen, welcher Stoff fotografiert wurde, denn die besondere Nähe zum Objekt
löst dessen Gegenständlichkeit auf.
Die Fotografien der vierten Gruppe sind keine echten Landschaften, weisen
aber Ähnlichkeit mit Landschaften auf, die Marta Hoepffner in der Dunkelkammer erzeugt hat. Es sind Interferenzfotos
in polarisiertem Licht, die mit Hilfe eines Polfilters übereinandergelagerte Lichtwellen sichtbar
machen. Diese Technik ist eine Vorstufe zu ihren später gebauten variochromatischen
Lichtobjekten. Als Marta Hoepffner in den 60er Jahren an diesen Bildern arbeitet, hat sie bereits endgültig mit der abbildenden
Fotografie gebrochen und interessiert sich nur noch für die Sichtbarmachung der nicht wahrnehmbaren Sehstrukturen.
Marta Hoepffner hat Mitte der 80er Jahre aus gesundheitlichen Gründen
ihre mehr als 50 Jahre währende fotografische Arbeit beendet. An ihrem
Leben und Arbeitsweg zeigen Medien und Öffentlichkeit weiterhin ein
breites und konstantes Interesse. Am 2. Mai 1997 verlieh ihr das Hessische Kulturministerium im Frankfurter Römer für ihr
Lebenswerk den Maria-Sybilla-Maria-Merian-Preis. Diese Auszeichnung wurde zum dritten Mal vergeben und richtet sich an Frauen, die
einen besonderen Beitrag zur Kunst und Kultur in Hessen geleistet haben.
Fotos von Marta Hoepffner
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Gebirgsformation Nebelhorn, 1938
Gebirgsformation Nebelhorn, 1950. Solarisation
Drinnen und Draussen, 1945
Selbstbildnis im Spiegel, 1941
Licht und Schatten, 1957
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